Nach den zwölf Kilometern vom Mollilauf in Bad Doberan am 1. Mai war für Roland und mich heute ein eher ruhiger Trainingslauf angesagt. Siggi hatte mir vor kurzem in Schwerin einen Flyer vom Sachsenhausen-Gedenklauf, der in diesem Jahr sein 50. Jubiläum feiert und damit der älteste Volkslauf in unserem Bundesland ist, in die Hand gedrückt.
Matze hatte mir ebenfalls von diesem Lauf berichtet und wollte sich das Jubiläum eigentlich nicht entgehen lassen. Auch die Streckenführung hörte sich gut an. Es sollte entlang des Schweriner und des Faulen Sees gehen, also mehr ein Landschaftslauf sein. Roland und ich waren uns schnell einig und damit stand unser Entschluss fest: am Sonntag geht´s nach Schwerin.
Die Anmeldung vor Ort war schnell vollbracht. Die Startgebühren von 3 € (für 10 km) und 5 € (für 20 km) sind wirklich human und decken sicherlich mal gerade die Unkosten. So etwas ist mittlerweile schon eine kleine Rarität!
Auch das Wetter war perfekt: Sonnenschein und ein leichter Wind bei optimalen Temperaturen.
Natürlich trafen wir wieder sehr viele Lauffreunde aus Schwerin und der ganzen Region, so dass es auch einiges von den zurückliegenden Läufen zu erzählen gab. Gegen 9.45 Uhr hielt der Sonderbus direkt an der Crivitzer Chaussee und brachte uns 10-km-Läufer zum Start nach Raben Steinfeld. Insgesamt waren es beim heutigen Lauf 102 Sportfreunde über die Distanzen 20 km, 10 km und 2 km, wobei der überwiegende Teil die 10 km in Angriff nahm.
Direkt am Mahnmal “Die Mutter” wurde den Opfern des Todesmarsches gedacht. Hier am Ufer der Stör endete der Marsch der Häftlinge aus den KZ Sachsenhausen und Ravensbrück vor 70 Jahren.
Nach Worten des Gedenkens und der Niederlegung von Blumen am Mahnmal waren es noch einige Minuten zum Start um 10:30 Uhr. Es war also genug Zeit vorhanden, um den GPS-Sensor zu aktivieren und die Jacke abzulegen. Die Klamotten wurden direkt wieder zum Sportplatz zurückgefahren.
Gudrun, die mit dem Fahrrad zum Mahnmal geradelt war, kam gerade so zum Startschuss unseres Laufes an.
Das Feld zog sich schnell auseinander. Roland und ich ließen es, wie geplant, ganz locker vom Start aus angehen.
Die Strecke kenne ich von den Fünf-Seen-Läufen schon sehr gut, auch wenn die Strecke heute nun genau umgekehrt am Schweriner See vorbeiführte. Bereits nach kurzer Zeit piepste meine Uhr und zeigte die Meldung “Kein GPS-Signal” an. Ich wunderte mich zwar, lief aber ganz locker weiter ohne der Ursache weiter auf den Grund zu gehen.
Über Mueß und Zippendorf ging es überwiegend durch den Wald und über schmale Trampelpfade immer am See entlang. Roland und ich bemerkten leicht, dass uns der Mollilauf von zwei Tagen zuvor doch noch etwas in den Waden steckte. Mittlerweile kamen uns nach und nach aus der Gegenrichtung die 20-km-Läufer entgegen, die 30 Minuten vor uns am Faulen See gestartet waren und nun fast die Hälfte ihres Weges zurückgelegt hatten.
Schnell erreichen wir den Zippendorfer Strand, wo viele Leute einfach das schöne Wetter genossen, spazieren gingen oder auf den Bänken sitzend das schöne Wetter genossen. Eingangs des Franzosenweges sahen wir Gudrun wieder und ich ließ mich zu einem kleinen Sprung hinreißen, worauf mich Roland gleich ermahnte – das macht man nicht 😉 .
Irgendwann sahen wir eine aufgemalte „6“ auf dem Asphalt und wir wunderten uns. Waren wir schon 6 km gelaufen? Eigentlich kam es uns jedenfalls nicht so vor. Auf meiner Uhr las ich dann 36 min. 6 km in 36 min, das könnte doch hinkommen…
Spätestens am Hexenberg wurde es uns dann doch langsam klar, dass es mit meiner Uhr irgendwie nicht stimmen konnte. Nach der Anzeige auf meiner Uhr hätte das Ziel spätestens am Schleifmühlenweg sein müssen, also dort, wo beim Schweriner Schlosslauf das Ziel ist.
Da wir nun schon, laut meiner Uhr, fast eine Stunde unterwegs waren und wir das Ziel immer noch nicht sahen, zogen wir das Tempo etwas an. Das Ziel konnte schließlich nicht mehr weit sein. So holten wir noch einige Mitstreiter ein und verbesserten unsere Platzierung etwas.
Ein Klick auf meine Laufuhr zeigte mir nun plötzlich eine andere Zeit: 48 Minuten! Das würde realistisch auch schon eher hinkommen, denn bis zum Ziel war der Faule See noch fast komplett zu umrunden.
In Höhe Parkweg am Ufer des Faulen Sees hörten wir endlich den Zieljubel für die ankommenden Läufer und nach einer kleinen Wende befanden wir uns auf der Zielgeraden.
Gemeinsam kamen wir dann nach gut 54 Minuten über den Zielstrich, der sich unweit des Gedenksteines an den Todesmarsch vor 70 Jahren befand.
Hier erfrischten wir uns erst einmal bei Wasser- und Tee und wanderten dann nach einer kurzen Verschnaufpause wieder hinüber zum Sportplatz des Burgseevereines. Für unsere Startnummern konnten wir uns dann noch aus den am Stand ausgelegten Sachen etwas aussuchen. Roland hatte sich für ein T-Shirt mit dem Logo des Fünf-Seen-Laufes entschieden und ich fand eine Trainingshose in XL, die ich dann letztlich an Roland abtrat, da sie ihm wesentlich besser saß. Die Hose fiel auch ungewöhnlich klein aus 😉 .
Nach dem Duschen und den Siegerehrungen verabschiedeten wir uns von unseren Schweriner Freunden. Der Schweriner Fünf-Seen-Lauf e.V. hat mal wieder eine tolle Veranstaltung auf die Beine gestellt; klein, aber fein. Da kommen wir gerne wieder 🙂 !